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Biohof Schmit: Kürbis, Popcorn, Schwarzkümmel & Co

Kürbiskerne vom Biohof Schmit

Aus der kleinen Landwirtschaft der Großeltern hat die Bio-Landwirtin Martina Schmit einen modernen Biohof gemacht. Der widmet sich neben dem Herzstück des Betriebes, dem Kürbiskernöl, auch ungewöhnlichen Bio-Produkten, wie Popcorn, Schwarzkümmelöl oder Quinoa.

Kürbiskernöl in Bio-Qualität

Kürbisse sind das Herzstück am Biohof von Martina Schmit in Zagersdorf. Allein an diesem Produkt lassen sich die Werte ablesen, an denen sich Biolandbau orientiert. Erst einmal wurde eine hybridfreie Sorte gewählt. Also eine, deren Saatgut auch im nächsten Jahr wieder keimt. Der geringere Ertrag wird durch eine höhere Qualität kompensiert, und dem Wissen, eine natürlich gezüchtete Sorte zu schützen und zu vermehren.

Nach der Ernte der 50.000 Kürbisse am Feld, muss die Reinigung und Trocknung der im Inneren verborgenen Samen rasch erfolgen. Dazu macht sich Roman Schmit mit dem Traktor voller Kürbiskerne zu Stefan Schlögl in Eggendorf bei Hartberg auf. Einem kleinen Produzenten, so wie es die Schmits gerne als Partner haben, denn „wenn uns der Chef persönlich kennt, bin ich mir sicher, dass gut gearbeitet wird“. Zurück kommen getrocknete Kürbiskerne in 25 Kilo Säcken, die kühl gelagert werden.  Alle 14 Tage wird das Kürbiskernöl dann in der Ölmühle Schnecker gepresst. Das Kürbiskernöl, das man im Shop erhält, ist also immer ganz frisch. Ein weiteres Plus für die Qualität einer kleinen Bio-Produktion. Das Kürbiskern-Pesto wird von Martina Schmit selbst erzeigt.

Kindheit wie im Bilderbuch

Kindheitserinnerungen sind eine persönliche Sache, und glücklich sind die, die sie schön im Gedächtnis bewahren. Die Eltern von Martina Schmit hatten in Zagersdorf eine klassische burgenländische Landwirtschaft – eine, die man Kindern heute noch im Bilderbuch zeigt, auch wenn die Wahrheit längst einer ganz anderen gewichen ist. Hühner und Schweine, Kühe, Enten, Gänse, Hunde und Katzen, ein paar Felder, ein paar Weingärten, ein bisschen Wald. Im Winter wurden Federn geschlissen und ein Schwein geschlachtet. Der Opa blies die Schweinsblase auf, tat ein paar Körner rein und schenkte der Enkelin den „Luftballon“. Und die Enkelin fühlte sich aufgehoben im Reichtum der Bauern, die immer zu essen hatten und dieses Gefühl auch weitergaben. Auch wenn das Fahrrad der Martina Schmit erst ein paar Jahre zu groß, dann ein paar Jahre passend und danach noch ein paar Jahre zu klein war.

Als die Eltern im Jahr 2000 den Betrieb abgeben wollten, war Martina Schmit bereit. Mit einer Zukunftsvision von einem modernen Bio-Betrieb. Ein Zugang, der von Eltern zunächst kritisch gesehen wurde.

Mut zu Ungewöhnlichem

Aus der pannonischen Mischwirtschaft wurde mit den Jahren ein beachtlicher Betrieb. Außerhalb von Zagersdorf entstand ein moderner Shop, mit Workshop-Räumen, Büro, Photovoltaikanlage und einer Maschinenhalle.

Und auf den Feldern gedeiht allerlei Unübliches. Mais etwa, was zwar banal  klingen mag, es aber nicht ist, wenn die Schmits es angreifen. Denn auch da wurde eine gentechnikfreie, alte pannonische Sorte gewählt: Kremgolyo, ein ungarischer Name, der cremige Kugel bedeutet. Und sich wunderbar zu Popcorn machen lässt, was in Kombination mit Bio-Sonnenblumenöl aus der eigenen Produktion und österreichischem Salz aus einem klassischen Junkfood ein Bio-Spezialität macht, die man gutes Gewissens vernaschen kann. Oder die Maiskörner selbst aufpoppen, was den Spaß erhöht. Ein Wiener Betrieb fertigt seit kurzem auch fertig aufgepoppten Mais für den Biohof Schmit an.

Schwarzkümmelöl – antikes Schönheitselixier

Ein vor allem in der Kosmetik hochgeschätztes Produkt ist das Bio-Schwarzkümmelöl, das schon die ägyptische Königin Nofretete für ihre Schönheitspflege einsetzte. Schwarzkümmel kennt man hierzulande vor allem auf türkischen Fladenbroten. Dabei hat das Öl viele heilsame Eigenschaften, denn es steckt voller Vitamine, Mineralstoffe, ungesättigter Fettsäuren und Aminosäuren. In der Naturheilkunde wird es für seine entzündungshemmenden, antibakterielle und antivirale Wirkung geschätzt. Schwarzkümmelöl steckt voller Antioxidantien, was die Haut und alle anderen Körperzellen vor Alterung und der Wirkung Freier Radikaler schützt. Man kann Schwarzkümmelöl also sowohl im Salat essen als auch auf die Haut auftragen. Das kaltgepresste Öl ist nur wenige Monate haltbar, weswegen es am Biohof Schmit jede Woche in Kleinstmengen hergestellt wird.

Ebenso wie das Bio-Leinöl, das wie der Schwarzkümmelöl aus einer zierlichen Blume mit extrem positiven Eigenschaften gewonnen wird. Leinöl ist einer der seltenen Omega 3-Lieferanten, das sonst fast nur in Fisch enthalten ist und extrem wichtig für Herz, Gefäße und Blutdruck ist.

Auch Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste und Sonnenblumenkerne werden in Bio-Qualität erzeugt.

Bio-PartnerInnen aus der Region

Und dann gibt es noch die veredelten Produkte, die mit eigenen Produkten von PartnerInnen aus der Region hergestellt werden. Schokolade und dragierte Kürbiskerne werden von Zotter gemacht. Crunchies aus Dinkel bäckt Waltraud Kedl, die Kichererbsen-Kekse stellt Evelyn Goldenitsch her, Kichererbsen-Nudeln entstehen in einer Kooperation mit Bischof-Nudeln in Ollersdorf. Alles ProduzentInnen, die wie Martina Schmit biologisch und regional denken und handeln.

Shop am Biohof Schmit Zagersdorf

Anders denken, langfristig handeln

Der Bio-Gedanke beginnt am Biohof Schmit beim Boden. Die Humusschicht und die Abermillionen Mikroorganismen, die diese beleben, sind die Basis für alles. „So wenig wie möglich“, will Roman Schmit mechanisch eingreifen, um dieses Bodenleben möglichst gut zu schützen.

Umpflügen geht am Biohof Schmit also gar nicht. Vielmehr wird mit Kompost gedüngt und 14 verschiedene Zwischenfrüchte gesät. Die Pfahlwurzeln des Rettichs lockern in der Tiefe, während andere Pflanzen durch ein extrem feines Wurzelgeflecht für feinkrümelige Struktur sorgen. Manche Pflanzen, wie Luzerne, bringen Stickstoff ein, andere, winterharte Saaten schützen den Boden vor Sonne, Wind und Erosion den ganzen Winter hindurch. Auch Regenwürmer, die Pflanzenreste in Dünger verwandeln, lieben diese Behandlung. Beikräuter entfernt man manuell – eines der Dinge, die den großen Mehraufwand im Biolandbau mit sich bringen. Und bei den Maschinen wird schon einmal einige Luft aus den Reifen gelassen, um den Boden nicht zu stark zu komprimieren.

Sohn Martin Schmit, der bereits einen eigene Betrieb führt, bringt durch sein Studium an der Universität für Bodenkultur sehr viel innovatives Wissen ein – und ist ebenso überzeugter Bio-Landwirt wie die Eltern.

Keimfähige Sorten

Auch in der Auswahl der Sorten zeigt sich der nachhaltige Gedanke. Statt dem von globalen Konzerne weit verbreiteten hybriden, also nicht keimfähigem, Saatgut, wird auf alte, natürliche Sorten Wert gelegt. Von dieser Ernte kann, wie seit Jahrtausenden, ein Teil auch als Saatgut gewonnen werden. Die hauseigenen Bienen spielen ihre Rolle als natürliche Bestäuber.

Die sehr sorgfältige und rasche Verarbeitung der Ernte ist ein weiteres Prinzip. Hochwertige Produkte direkt vom Produzenten will der Biohof Schmit bieten. Auch ein Netzwerk regionaler PartnerInnen und Geschäfte ist ein Teil davon. Kleine Mengen von kleinen Betrieben verarbeitet, frisch und ohne lange Transportwege. Das dient der Natur und der Wirtschaft. Die Veredelung und Direktvermarktung ist daher ein wichtiger Teil der Zukunftsstrategie im Bioland Burgenland.

Biohof und Bio-Shop Martina Schmit
Antauer Straße 23
7012 Zagersdorf
www.biohof-schmit.at

Fotos: ©Gollubits ©Matthias Heissler ©pixabay