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Die Straußenfarm Wiesen

Straußenfarm Wiesen

„Den Kopf in den Sand zu stecken“, das sagt man den Straußen gerne, aber fälschlicherweise nach. Besucht man die biologisch geführte Straußenfarm Wiesen, erfährt man allerdings noch einiges mehr über die eigenwillige Eigenschaften der Riesenvögel.

Imposant ist es jedenfalls, wenn so ein Strauß im erstaunlich lockeren Trab auf einen zukommt. Plustert er sich dann noch auf – ein typisches Balzgehabe der sehr aktiven Männchen – wird einem klar, dass man die flugunfähigen Savannenvögel keinesfalls unterschätzen sollte. Ausgewachsen überragen sie einen Menschen leicht. Auch wenn ihre Beine und der lange Hals im Vergleich zu ihrer Größe fast besorgniserregend zierlich sind, sind sie äußerst kräftig und wehrhaft.

Michael Bock und Claudia Schweiger widmen sich der Zucht der Strauße im nordburgenländischen Wiesen, das auch für seine Musikfestivals und hervorragenden Erdbeeren – Ananas auf burgenländisch – bekannt ist. Die beiden brachten die Idee und ihre erste Zuchtgruppe aus dem Südburgenland mit. Sie fanden Pachtgründe rund um Wiesen und gründeten ihre Straußenfarm mit mehreren großen Freigehegen.

Erlebnis auf der Straußenfarm

Auf den Weiden mitten im Wald ist auch noch Platz für andere Tiere, was das ganze zu einem bunten Bio-Bauernhof macht, den auch Familien und Schulklassen gerne besuchen: Wachteln, Hühner, Graugänse, Esel, Hasen, Bretonische Zwergschafe und Weidegänse. Kinder lieben die Eselwanderungen. Und Genießer*innen die Möglichkeit, auch im Nordburgenland eine Bio-Weidegans zu bekommen. Und noch etwas gibt es zu bestaunen: das größte Ei der Strauße und das kleinste Ei der Wachteln. Bald wird es noch exotischer, denn in Zukunft werden auch Nandus den Bauernhof bereichern. 

Das erstaunliche Familienleben der Strauße

Doch zurück zu den Straußen, die einem einmal mehr die Vielzahl erstaunlicher Verhaltensweisen im Tierreich vor Augen führen. Da gibt es Johann Strauß und seine Hauptfrau Johanna, aber auch seine Nebenfrauen Berta und Rosalie. Ist Johann in seiner Balzzeit, färben sich sein Schnabel und seine Beine von Braun zu Flamingorosa. Und er führt einen Balztanz auf, plustert die für ihre Schönheit begehrte Federpracht in schwarz und weiß auf, flattert mit den Flügeln und geht schließlich in die Knie. Das kann einen als Straußenweibchen offenbar nicht kalt lassen. Obwohl er sich einer Hauptfrau verpflichtet fühlt, paart sich Johann Strauß auch mit den anderen Weibchen.

Was bei Menschen zwangsläufig zu gröberen Reibereien führt, endet in der Welt der Strauße harmonisch. Alle Weibchen legen ihre Eier in ein gemeinsames Nest, eine flache Grube, das hauptsächlich vom Männchen bebrütet wird. Nur seine Hauptfrau springt ihm beim Brüten gelegentlich zur Seite. Das Privileg der Hauptfrau ist, ihre Eier in der Mitte zu platzieren, in größter Sicherheit und am wärmsten Platz. Der Aufzucht der geschlüpften Jungtiere widmen sich dann alle gemeinsam.

So ist das Straußen-Projekt von Claudia Schweiger und Michael Bock von der ursprünglichen Zuchtgruppe bereits auf eine große Herde angewachsen und mehrere Generationen leben auf den großzügigen Weiden.

Ab-Hof-Laden mit Fleisch, Straußeneiern & Federn

Zum natürlichen Bebrüten der Eier kommt es aber nicht immer, schließlich will Claudia Schweiger in ihrem Hofladen ja etwas anbieten. Und Straußeneier sind sehr gefragt. Schließlich ist so ein Straußenei ein Hingucker für ein großes Familienfest oder eine Party – denn ein Straußenei entspricht 20 – 25 Hühnereiern. Das ergibt eine recht ausgiebige Eierspeise, und das Aufbohren der Schale mit einem Bohrer sorgt für ein Show-Element.

30 bis 40 Eier legt ein Straußenweibchen in den Sommermonaten, und die immer nur einzeln. Die meisten verkaufen Claudia Schweiger und Michael Bock. Auch leer sind sie wunderschöne Deko-Objekte, ebenso wie die weißen Prachtfedern von Johann Strauß.

Bio-Weidegans

Das Fleisch der Straußenschenkel ist sehr fettarm, enthält wenig Cholesterin und gilt daher als sehr gesund. Die Tiere werden am Bio-Hof aufgezogen und auch dort geschlachtet, was ihnen Stress erspart und sich in der Fleischqualität widerspiegelt.

Dass die Straußenprodukte nicht offiziell bio-zertifiziert sind, obwohl der ganze Hof, samt Rindern Weiden und Obstbäume bereits in der Bio-Umstellungsphase ist, liegt an einer fehlenden EU-Richtlinie. Strauße kommen dort einfach nicht vor. Nichtsdestotrotz wird in Wiesen biologisch gewirtschaftet. Die Strauße fressen Gras von den Weiden, Pellets und Kukuruz. „Das Tierwohl steht bei uns an erster Stelle. Und wir wollen zeigen, dass auch eine kleinteilige Bio-Landwirtschaft Erfolg haben kann“, erklärt Claudia Schweiger ihre Motivation, Direktvermarkterin geworden zu sein. Was das Land sonst noch an Früchten und Obst hergibt, verkocht sie zu Marmeladen und Sirup.

Da das Fleisch auch ausgezeichnet schmeckt, hat sich eine beachtliche Schar an Stammkundschaft gebildet, die sich samstags im Ab-Hof-Laden einfindet. Straußenfleisch ist dunkel, aber zart wie kleineres Geflügel. Auch die Leber gilt als Delikatesse. Ein Strauß kann bis zu 50 Kilo Fleisch ergeben, die Zucht der Tiere zahlt sich also aus, ebenso wie das Ansetzen von Eierlikör. Neben den Filetsteaks gibt es noch Leberkäse, Leberaufstrich und Wurst, die ein befreundeter Fleischhauer im Nachbarort herstellt.

Straußenfarm-Fun Facts

  • Strauße picken Steine, die sie schlucken, um das Futter im Magen zu zermalmen.
  • Strauße picken ca. 35.000 x pro Tag.
  • Die Knie der Strauße knicken nach vorne ab.
  • Strauße können 70 km/h für 30 Minuten laufen.
  • Obwohl ihre Heimat die Savannen und Halbwüsten Afrikas sind, haben sie mit einer Überwinterung im Freigehege kein Problem. Schließlich sind auch die Nächte in der Wüste sehr kalt.
  • Die Chance, einen Kampf mit einem Löwen zu gewinnen, steht bei 50 %.
  • Ein Männchen kann es auf 165 Kilo bringen.
  • Auf Straußen zu reiten, ist in Österreich verboten.
  • Strauße lieben alles, was glänzt.
  • Gereinigte Straußeneiern halten durch ihren Geruch Mücken und Fliegen fern.

Erlebnisse

Eselwanderungen und Schule am Bauernhof kann man auf Anfrage organisieren.

Ab-Hof-Verkauf auf der Straußenfarm Wiesen

Jeden letzten Samstag im Monat direkt auf der Straußenfarm, die sich etwas außerhalb von Wiesen an der Landesstraße Richtung Bahnhof befindet.
Ein kurzer Anruf empfiehlt sich: 0699/11652339 oder 0677/61934205

Email: straussenfarm.wiesen@gmail.com
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Tipp: Bio-Weidegansl  für Martini jetzt schon vorbestellen!

Text: Sigrid Weiß, Fotos: Sigrid Weiß, Video: Kerstin Jahn und Bianca Heiling